Duftnews

Krebserzeugendes Safrol in ätherischen Ölen

Realitätsnahe Differenzierung

 

Weihnachtsdüfte sollen krebserregend wirken? Lebkuchen, der bei industrieller Herstellung mit ätherischem Zimtöl oder Kartoffelpüree und Spinat, die mit Muskatnussöl gewürzt wurden, Folge dessen auch? Die Dosis macht das Gift. Ende September 2023 wurde ein Artikel des Kantonalen Laboratoriums des Gesundheitsdepartments des Kantons Basel-Stadt veröffentlicht, der von einigen Medien aufgegriffen wurde und in der Naturkosmetik- und Aromatherapie-Szene die Gemüter stark erhitzt hat, weil hier Ängste geschürt werden, für die es in der realen Welt keine tatsächlichen Vorfälle gibt. In einer Zeit, in der Diskussionen über die Verwendung von ätherischen Ölen in der Öffentlichkeit aufkommen, möchten wir eine praxisorientierte Perspektive auf die Sicherheit von potenziell krebserregenden Stoffen wie z.B. Safrol in ätherischen Ölen bieten.

Im o.a. Artikel wird von der Verwendung von Weihnachtsdüften und ätherischen Ölen aus Zimtblättern*, Zimtrinde*, Ho-Blättern* und Muskatnuss* abgeraten. Der Gehalt an Safrol in diesen ätherischen Ölen beträgt weniger als 3%!

Ätherische Öle sind in der heutigen Gesellschaft weit verbreitet und werden häufig als natürliche, gesundheitsfördernde Substanzen angesehen (vgl. Arzneibuch und Produkte wie Erkältungsbäder, Hustensalben usw.). Sie finden Anwendung als Arzneimittel, in der Aromatherapie, der Kosmetikindustrie und sogar in der Küche. Es wurde kürzlich auf Berichte hingewiesen, die besagen, dass Safrol, ein Inhaltsstoff einiger ätherischer Öle, als krebserzeugend eingestuft wird und gesundheitliche Bedenken hervorruft.

Unsere Botschaft lautet: Safrol (wie auch Estragol, Isoeugenol) als Einzelsubstanz kann in bestimmten Dosen problematisch sein, aber seine Verwendung über die Haut, eingebettet im Vielstoffgemisch „ätherisches Öl“ und stark verdünnt (z.B. mit fetten Ölen wie Mandelöl*, Kokosöl*) stellt bei fachgerechter Anwendung keine Gefahr dar. Das gleiche gilt für zahlreiche andere Einzelstoffe, die in pflanzlichen ätherischen Ölen vorkommen und als gefährlich eingestuft werden. Dies basiert auf folgenden Erkenntnissen:

1. Dosisabhängigkeit: Die Toxizität von Safrol und anderen Substanzen ist oft dosisabhängig. In ätherischen Ölen kommt Safrol in geringen Mengen vor, die in der Regel unbedenklich sind, wenn sie äußerlich auf die Haut aufgetragen und ordnungsgemäß verdünnt werden.

2. Absorption über Haut und Atemwege: Die Haut ist eine effektive Barriere gegen das Eindringen von Substanzen in den Blutkreislauf. Safrol, wenn äußerlich angewendet, hat eine begrenzte Hautdurchdringungsfähigkeit und gelangt normalerweise nicht in ausreichenden Mengen in den Körper, um schädliche Wirkungen auszulösen. Das gleiche gilt für das Vernebeln von ätherischen Ölen über Diffuser und Aromalampen und extrem geringe Aufnahme über die Atemwege.

3. Vergleich mit anderen Risiken: Es ist wichtig zu betonen, dass es viele andere potenziell gefährliche Substanzen gibt, die weit verbreitet und legal sind, wie Alkohol, trans-Fettsäuren und bestimmte Medikamente. Diese Substanzen stellen oft erhebliche Gesundheitsrisiken dar, während ätherische Öle, wenn korrekt angewendet, ein vergleichsweise geringes Risiko darstellen. Übrigens: Salz und Pfeffer würden heute als dermaßen gefährlich eingestuft werden, dass sie nach aktuellem Recht keine Zulassung als Lebensmittel mehr bekommen würden.

Die richtige Anwendung und Verdünnung von ätherischen Ölen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Verwendung dieser Produkte unbedenklich ist. Wir empfehlen, auf sachkundige Empfehlungen von Fachleuten in der Aromatherapie (z.B. VAGA-zertifizierte Aromapraktiker:innen) und Kosmetikindustrie zu achten.

Schon jetzt sind Kosmetikhersteller durch Beschränkungen bei vielen Duftstoffen erheblich eingeschränkt, und die Bürokratie ist übermäßig umfangreich geworden. Viele dieser Beschränkungen sind schwer nachzuvollziehen, insbesondere da jede Rezeptur ohnehin vor der Markteinführung einer Sicherheitsbewertung unterzogen werden muss. In Fällen wie diesen können sich Gesetzesänderungen auf europäischer Ebene ergeben, die überbordende bürokratische Maßnahmen nach sich ziehen, aber den Schutz der Verbraucher:innen nicht verbessern. Wenn Etiketten schon bei geringem Risiko den Eindruck erwecken, es handle sich um ein gefährliches Produkt, kann dies dazu führen, dass die Konsument:innen abstumpfen und tatsächlich gefährliche Produkte nicht mehr angemessen wahrnehmen.

In einer Zeit, in der Bedenken hinsichtlich der Verwendung von ätherischen Ölen aufkommen, möchten wir darauf hinweisen, dass eine differenzierte und sachliche Betrachtung der wissenschaftlichen Erkenntnisse von großer Bedeutung ist. Wir stehen für weitere Informationen und Klärungen zur Verfügung.

Artikel verfasst von Ingrid Karner & wird auch in der VAGA (Vereinigung Aromapflege & gewerbliche Aromapraxis) veröffentlicht.

 

Quellen:

Da kommt unser Wissen her

Alle Informationen über die ätherischen Öle dieses Beitrags haben wir der aromainfo-Datenbank** entnommen. Dort finden Sie auch eine genaue Auflistung der Studien, Bücher und Arbeiten, auf die wir uns beziehen.

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Bildquellen: Ingrid Karner – aromainfo e.U. (c) Renate Trummer – fotogenia & (c) Canva.com (Pro)