Duftnews
Zitrusöle
photosensibilisierend oder nicht?
Zitrusöle sind für ihre erfrischenden Düfte und vielseitigen Anwendungen bekannt, doch was viele nicht wissen: Ihre Inhaltsstoffe können die Haut lichtempfindlicher machen. Wie gefährlich ist die Anwendung dieser Öle nun wirklich, und was tut die Forschung, um ihre Sicherheit zu verbessern? In diesem Beitrag beleuchten wir die wissenschaftlichen Hintergründe und zeigen, wie man die positiven Eigenschaften der Zitrusöle ohne unerwünschte Nebenwirkungen nutzen kann.
Hintergrund
Um sich vor Fressfeinden und Krankheiten zu schützen, produzieren u.a. Zitruspflanzen Cumarine und Furanocumarine. Diese können beim Menschen
- photosensibiliserend wirken (d.h. man bekommt an jenen Stellen, die damit in Kontakt waren, leichter einen Sonnenbrand, wenn man innerhalb von 8h ein Sonnenbad genießt oder ins Solarium geht) => Furanokumarine
- mit Medikamenten interagieren (vgl. „Grapefruitsaft-Effekt“ siehe Blogbeitrag) => Cumarine
Um solche Effekte zu vermeiden, werden diese Abwehrstoffe der Pflanze von der Industrie immer öfter aus Rohstoffen – wie z.B. ätherischen Ölen – entfernt, damit Lebensmittel und Kosmetika „sicherer“ werden. Das verursacht wiederum hohe Kosten. Daher versucht man, Zitrusöle aus Pflanzen zu verwenden, die von Natur aus weniger dieser Substanzen enthalten oder kultiviert Sorten, mit einem niedrigeren Cumarin- und Furanokumarin-Gehalt. Die Forschung im Bereich der Landwirtschaft konzentriert sich auf die Züchtung von Zitrussorten mit einem äußerst geringen oder sogar vollständig fehlenden Gehalt an Coumarinen und Furanocumarinen.
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Keine Nachteile ohne Vorteile
1. Furanocumarine werden in der PUVA-Therapie (Psoralen plus Ultraviolett A) zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Psoriasis und Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) eingesetzt.
2. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Furanocumarine das Wachstum von Krebszellen hemmen können.
3. Die stimmungsaufhellenden Effekte von Furanocumarinen sind noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. Die praktischen Erfahrungen, die auf zahlreichen Rückmeldungen von Kund:innen und Patient:innen basieren, deuten darauf hin, dass Bergamottöl mit Furanocumarinen stärker stimmungsaufhellend wirkt als solches, aus dem diese Wirkstoffe entfernt wurden.
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Klassifikation und Vorkommen
von Cumarinen und Furanokumarinen in ätherischen Ölen
Cumarine
- Umbelliferon: in ätherischen Ölen der Doldenblütler wie z.B. Angelikawurzel
Furanokumarine
- Bergapten: Grapefruit*-, Bergamottöl*
- Bergamottin: Bergamottöl*
- Psoralen: Bergamott*-, Zitronen*-, Orangenöl*
Zitrussorten
- Zitronen: Es gibt über 20 verschiedene Sorten von Zitronen weltweit, einschließlich kommerzieller Sorten und regionaler Variationen. Einige bekannte Sorten sind Eureka, Lunario, Meyer, Femminello und Verna.
- Orangen: Es gibt weltweit über 400 verschiedene Sorten von Orangen. Einige der bekanntesten Sorten sind Valencia, Navel, Blood (Blutorange), Seville (Bitterorange) und Hamlin.
- Mandarinen: Es gibt mehr als 200 verschiedene Sorten von Mandarinen. Bekannte Sorten sind Clementinen, Satsumas, Tangerinen, Dancy und Pixie.
- Grapefruits: Es gibt rund 20 verschiedene Grapefruitsorten weltweit, darunter bekannte Sorten wie Ruby Red, Marsh, Pink, White und Oro Blanco.
Wissenschaftliche Untersuchung
von Dugrand-Judek et. al aus 2015
In der Studie wurden verschiedene Zitrusfrüchte auf ihren Cumarin- und Furanokumaringehalt im Fruchtfleisch (und Saft) sowie der Schale (aus denen die ätherischen Öle gepresst werden) untersucht.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung:
- Die Schale von Zitrusfrüchten zeigt im Allgemeinen eine breitere Vielfalt an Cumarinen und Furanokumarinen im Vergleich zum Fruchtfleisch.
- Höhere Konzentrationen dieser Verbindungen wurden üblicherweise in der Schale im Vergleich zum Fruchtfleisch gefunden.
- Grapefruits, Orangen und Bergamotten synthetisieren teilweise signifikante Mengen an Cumarinen und Furanocumarinen sowohl in ihrer Schale als auch im Fruchtfleisch. Mandarinen, Süßorangen und Limetten hingegen produzieren nur geringe Mengen dieser Substanzen. Bei Zitronen variiert der Gehalt je nach Sorte; Zedratzitronen enthalten einen mittleren Anteil von diesen Verbindungen.
- Bendiguangju Satsuma, Murcott Tangor und Shamouti Süßorange weisen äußerst niedrige Gehalte an Cumarinen und Furanocumarinen auf.
Conclusio:
Bei Zitronen*-, Orangen*– und Mandarinenöl* hängt der Furanokumaringehalt davon ab, welche Sorte für die ätherisch Öl-Gewinnung verwendet wird. Einige Sorten können höhere Konzentrationen dieser Verbindungen aufweisen, während andere weniger oder sogar keine Furanocumarine enthalten können, je nach genetischen und umweltbedingten Faktoren während des Wachstums der Früchte.
Unsere aromainfo-Tipps dazu:
- Generell auf Zitrusöle oder ätherische Öle der Doldenblütler 8h vor einem Sonnenbad oder Solariumsbesuch verzichten. D.h. eher abends anwenden.
- Zitrusöle enthalten Coumarine und Furanokumarine nur in Spuren (meist unter 3%), trotzdem haben diese eine starke Wirkung. Franchomme hat festgestellt, dass dieses Substanzen die krampflösende Wirkung von Estern verstärken können. Esterreiche ätherische Öle sind beispielsweise Lavendelöl, Petitgrainöl, Myrtenöl vom Chemotypen Myrtenylacetat, Musaktellersalbeiöl usw. D.h. zur Entspannung und Stimmungsaufhellung sollte man Zitrusöle mit esterreichen Ölen mischen (siehe auch FruFloRa-Prinzip)
- Nur Zitrusöle verwenden, die genuin – also naturbelassen MIT Furanokumarinen – sind, weil diese Substanzen richtig angewendet die Haut sogar pflegen, Krebs vorbeugend und stimmungsaufhellend wirken können.

Da kommt unser Wissen her
Alle Informationen über die ätherischen Öle dieses Beitrags haben wir der aromainfo-Datenbank** entnommen. Dort finden Sie auch eine genaue Auflistung der Studien, Bücher und Arbeiten, auf die wir uns beziehen.
Literaturquellen dieses Beitrags:
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